MESOMERIE

I.  Definition

II.  Beispiele / Übungen

III.  Lösungen

Zweck: Tatsächliche Strukturen sollen mit den gewohnten Strichformeln beschrieben werden.

Das Standardbeispiel dazu ist Benzol C6H6.

Die tatsächliche Struktur ist ein regelmäßiges Sechseck der C-Atome.
Die Bindungswinkel 120° können durch eine sp2-Hybridisierung
der C-Atome erklärt werden.

 

Der Versuch mit einer Strichformel diese Struktur zu beschreiben, führt zu einem Widerspruch mit dem realen Verhalten.
Es ist auch üblich, nur das Gerüst der C-Atome zu zeichnen!
Die H-Atome werden "mit chemischem Verständnis dazu gedacht"..
Es liegen abwechselnd Einfach- und Doppelbindungen zwischen den C-Atomen vor. Da eine Einfach- und Doppelbindung verschieden lang sind, kann so ein regelmäßiges Sechseck nicht erzeugt werden!

 
so?


oder so?

... beides ist falsch !!!

Als Lösung wurde 1933 von C. K. Ingold und danach von L. Pauling der Begriff "Mesomerie" (englisch: "resonance") eingeführt:
Eine Strichformel, die die Realität beschreibt, ist nicht möglich!
Man nimmt einige fiktive (gedachte) Grenzstrukturen an, deren Überlagerung die Wirklichkeit beschreibt.
Der Ort der Kerne ist in den verschiedenen Grenzstrukturen gleich,
die Überlagerung beschreibt die Elektronenverteilung im Molekül richtig.

Für C6H6 haben wir folgende Lösung:
2 Grenzstrukturen können angegeben werden.
{Sie unterscheiden sich durch die Lage der Doppelbindung.}
Deren Überlagerung beschreibt die Wirklichkeit richtig.

 

Eine Alternative ist die Einführung eines "Sondersymbols".
Der Kreis beschreibt die gleichmäßige Verteilung des p-Elektronensystems.
Eine "Elektronenwolke" - mit 2 Teilzonen
ober- und unterhalb der Ebene des ebenen Sechsrings.

 

Zwischen den einzelnen Grenzstrukturen wird ein "Mesomeriepfeil" geschrieben. Nicht verwechseln mit dem Doppelpfeil für Gleichgewichte! (Dort stellt sich durch Hin- und Rückreaktion eine mittlere konstante Konzentration von Edukt und Produkt ein.)

 

Mesomeriepfeil
Die wirkliche Struktur liegt zwischen den Grenzstrukturen

Die CC-Bindung in C6H6 ist weder eine Einfach- noch eine Doppelbindung.
Aus der Überlagerung ist ersichtlich, dass jeweils zu 50% π-Charakter vorliegt, es wäre also insgesamt eine "1,5 - Bindung".

  WICHTIG !!!  
Es handelt sich nicht um ein Gleichgewicht zwischen den beiden Grenzstrukturen!
Es findet also kein Wechsel zwischen den beiden Grenzstrukturen statt!
{Dieser könnte ja so schnell sein, dass wir nur noch das mittlere Verhalten sehen.}
Die Überlagerung ist die Realität!
{Stellen Sie sich das etwa so vor:
Beide Strukturen werden auf eine Transparentfolie gezeichnet und die Folien übereinander gelegt.
Beim Durchsehen würde man dann keines der beiden Bilder sehen, sondern nur ein Mittel der beiden Bilder.}

Vergleicht man das reale Verhalten mit dem theoretischen Verhalten einer Grenzstruktur, findet man, dass durch die Mesomerie
ein Energiegewinn von ca. 150 kJ/mol eintritt. Man nennt dies auch die "Mesomerie-Energie".

Mesomerie kommt dann vor, wenn in einem System konjugierter Doppelbindungen (Einfach- und Doppelbindung abwechselnd) die Elektronen nicht mehr an einer Bindung lokalisiert sind, sondern
sich über mehrere Bindungen hinweg zu einer gemeinsamen ("delokalisierten") Elektronenwolke ausdehnen.
{Etwas theoretischer: Die reale Struktur wird durch Molekülorbitale beschrieben (MO-Theorie). Wenn man bei den gewohnten Stichformeln bleibt, also lokalisierte π-Elektronen-Verteilungen annimmt, muss eine Überlagerung eingeführt werden (VB-Theorie).}


Das Konzept der Mesomerie hat sich als sehr hilfreich zur Vorhersage des Ablaufs chemischer Reaktionen erwiesen. Das gilt vor allem für die Organische Chemie.
Für Neugierige ein kleines Beispiel:


Delokalisierte Orbitale? Molekülorbitale?
Bitte etwas mehr Informationen dazu!

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